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Infoblatt Vulkaninsel Krakatau


Der Ausbruch des Krakatau - eine der zerstörerischsten Naturkatastrophen der Geschichte

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Der Ausbruch vom 23. August 1883

Die Insel Krakatau bestand bis zu dem großen Ausbruch im Jahr 1883 aus drei miteinander verbundenen Vulkanen. Diese verliefen in nord-nordwestliche Richtung und hießen Perbuwatan, Danan (450 m) und Rakata (800m). Von letzterem stammt auch der Name der Vulkaninsel ab. Ihre flächenhafte Ausdehnung betrug 34 km² und sie war somit die größte aus einem Archipel von vier Inseln. Am Schnittpunkt zweier größerer Verwerfungszonen gelegen gab es dennoch bis 1883 keine eindeutigen Hinweise auf vulkanische Aktivität in dieser Gegend, sieht man von Berichten über Ausbrüche in den Jahren 1680 und 1681 ab.
Zwischen 1877 und 1880 wurden mehrere Erdbeben registriert, Vorboten einer der zerstörerischsten Naturkatastrophen der Geschichte, welche sich im Jahr 1883 ereignen sollte.
Am 23. August 1883 kam es zum Ausbruch Krakataus. Durch einströmendes Meerwasser in die Magmakammer expandierte heißer Wasserdampf und lieferte einen großen Teil der Explosionsenergie, welche ungefähr 100 Millionen Tonnen TNT entsprach. Diese größte, jemals von Menschen bezeugte Explosion eines Vulkans sprengte die Insel in der Mitte auseinander und war noch im Umkreis von 4.000 km zu hören. Ihre Schockwellen umrundeten sieben Mal die Erde.
Mit 23 km² sanken zwei Drittel der Insel in die sich leerende Magmakammer und bildeten eine Caldera von sechs Kilometern Durchmesser und einem 300 m tiefen Becken. Außerdem zog der Ausbruch Tsunamis mit Wellenhöhen von 15 bis 30 m nach sich. Insgesamt fanden 36.400 Menschen den Tod. In den umliegenden Meeresflächen wurden 18 km³ Gestein in Form von Bims und Asche abgelagert. Treibende Bimssteinmassen blockierten über längere Zeit die Seewege und Buchten.
Feiner Staub stieg auf, verweilte in der Stratosphäre und umkreiste die Erde fast drei Jahre lang. In Folge dessen verringerte sich in Europa die durchschnittliche Sonneneinstrahlung während der nächsten drei Jahre um 10 % und die globalen Temperaturen sanken unter das normale Mittel. Außerdem konnten spektakuläre Sonnenauf- und -untergänge, Dunstkreise um die Sonne und bläulichgrüne Verfärbungen von Sonne und Mond beobachtet werden.
Eine Fortführung der Landwirtschaft war an den Küsten Javas und Sumatras beinah unmöglich geworden. Landwirtschaftliche Nutzflächen blieben deshalb Jahrzehnte lang brach liegen.


Die Entwicklung der Vulkaninsel bis heute

Besonders schwerwiegend waren die Auswirkungen auf Krakataus Pflanzen- und Tierwelt. Gleichzeitig ist die Insel aber ein klassisches Beispiel für die Regenerationsfähigkeit von Lebewesen. Nachdem der Ausbruch die gesamte Fauna und Flora der Inselgruppe um Krakatau vernichtet hatte, kam es relativ zügig zu einer erneuten Ansiedlung. Pflanzenssamen wurden durch Winde, Meeresströmungen und Vögel verbreitet, kleinere Tiere wurden auf Treibgut angeschwemmt und größere schwammen über das Meer. Im Jahr 1886 fand man bereits 26 Pflanzenarten auf isolierten Stellen, 1906 wurden mehr als 108 Arten gezählt und 1934 konnten 271 Arten bestimmt werden.
Schätzungsweise haben sich 60 % des Tierbestandes regenerieren können, dabei sind genaue Aussagen nicht möglich, da keine ausführliche Aufnahme der Fauna aus der Zeit vor 1883 erfolgte.
Über die Entstehung von neuen Arten im Zuge der Wiederherstellung des ökologischen Gleichgewichts kann nur spekuliert werden.

Nach dem beschriebenen Ausbruch von Krakatau hielt die Vulkanaktivität in der Verwerfungszone weiterhin an. Durch Eruptionen kam es zur Aufschichtung von Material im Bereich der eingestürzten Caldera. Nach anfänglicher, wiederholter Abtragung erschien im August 1930 dauerhaft ein Kegel über der Wasseroberfläche, welcher bis in die Gegenwart anwächst. Die erste vulkanische Öffnung erreichte im Jahr 1960 als Aschkegel im Krater die Wasseroberfläche. Die neu entstehende Vulkaninsel erhielt den Namen "Anak Krakatau", also das Kind des Krakataus. Sie hatte im Jahr 2004 eine Fläche 10 km² und der Kraterrand lag ca. 200 m über dem Meer. Letzte Ausbrüche wurden in den Jahren 1994 und 2001 registriert.
Am 8. November 2007 fand ein größerer Ausbruch des Anak Krakatau statt, ohne Menschen dabei zu gefährden; im Juni 2009 brach der Anak Krakatau erneut aus und zeigt seitdem anhaltende strombolianische Aktivität. Er zählt damit zu den aktivsten Vulkanen der Erde. Der neu entstandene Berg namens Anak Krakatau, Kind des Krakatau, wächst rund fünf Meter im Jahr und ist mittlerweile 400 Meter hoch. Im Jahr 2011 forderten die indonesischen Behörden Touristen und Fischer auf, einen Abstand von mindestens zwei Kilometern vom Anak Krakatau einzuhalten. Nachdem die Zahl der Beben am Vulkan auf 7.200 pro Tag gestiegen war, wurde die zweithöchste Warnstufe ausgerufen.


Literatur

F. Press; R. Siever (1995): Allgemeine Geologie. Eine Einführung. Heidelberg.
I. J. Demhardt (2004): Inseln: Große Katastrophen der Feuerberge. – In: Petermanns Geographische Mittteilungen; 148 (2004) 1; S. 74-75. Gotha.
H. Hess (2003): Haack Taschenatlas Vulkane und Erdbeben. Gotha.
J. Zeilinga de Boer; D. T. Sanders (2004): Das Jahr ohne Sommer. Die großen Vulkanausbrüche der Menschheitsgeschichte und ihre Folgen. Essen.
R. Decker; B. Decker (1992): Vulkane. Abbild der Erddynamik. Heidelberg; Berlin; New York.


Quelle: Geographie Infothek
Autor: Katrin Eilert
Verlag: Klett
Ort: Leipzig
Quellendatum: 2007
Seite: www.klett.de
Bearbeitungsdatum: 31.03.2012